Prognose




Die
 Art der Wirkung eines sorgfältig gewählten homöopathischen Mittels liefert meistens eine sichere Prognose über die Heilbarkeit und Gefährlichkeit einer Krankheit.[1] [Dieses ersetzt natürlich nicht eine sorgfältige klinische Abklärung!]

Das Folgende gilt allerdings nur, wenn das Mittel vollkommen homöopathisch passt:


Seiner [Des Homöopathen] Beobachtung kann es also nicht entgehen, wenn der Kranke während der Periode, wo er unter dem Einfluß eines gegebenen Heilmittels steht, Symptome zu erkennen gibt, welche entweder innerhalb oder ausserhalb des Wirkungskreises desselben liegen. Er vermag mithin sofort zu erkennen, wenn fremdartige Zeichen zu den früheren hinzutreten (was ein böses Zeichen ist), oder wenn bloß die früheren Zeichen nur eine etwaige Erhöhung erleiden (was ihm zu einer günstigen Prognose dient); und wenn nun gar die bedenklichsten Symptome allmählich abnehmen und, wie gewöhnlich zuerst wahrzunehmen, der Gemütszustand sich bessert, wobei dann gleichzeitig noch andere Zeichen sich einstellen, welche ihm von der regelmäßigen Wirkung der Arznei unzweideutige Beweise abgeben: so kann er getrost einen günstigen Ausgang in Aussicht stellen. Wenn hingegen die alten Beschwerden unverändert Bestand halten, und nun gar neue Symptome hinzutreten, die der Patient früher nicht beobachtet, mithin die Arznei nicht die erwartete und beabsichtigte Richtung in ihrer Wirksamkeit eingeschlagen hat: so steht die Sache übel, und der Arzt hat alle Ursache, die Angehörigen auf die drohende Gefahr aufmerksam zu machen...[2]

Die Homöopathen besitzen...ein selten oder nie trügendes Kennzeichen in der Wirkungsart der Arznei. Die Erfahrung hat sie nämlich gelehrt, wie es auch in der Natur der Sache liegt, dass überall, wo die angewendeten, durchaus passend gewählten Mittel eine richtige, dem Genius des Heilstoffes entsprechende Wirkung tun, mithin die zur Heilung der Krankheit erforderliche normale Reaktion erregen, die Besiegung der Krankheit naturgesetzlich zu erwarten ist. Wenn hingegen diese Reaktion entweder ganz ausbleibt, oder wenn sich im Verlauf der Wirkungsdauer der Arznei Symptome einstellen, welche dieser fremd sind: so stellt sich die Prognose jedesmal ungünstig.[3] [Nicht kursive Hervorhebung durch den Bearbeiter]

 

 

[1] AHP 479 Anm. (1863)

[2] AHP 12 13 (1863)

[3] AHP 94 (1863)