Potenzierung - Hochpotenzen


Im
 Gegensatz zu der reinen Verdünnung wird bekanntlich bei der Potenzierung, der schrittweisen Verdünnung mit zwischengeschaltetem Verreiben oder Verschütteln, die Arzneikraft der Zubereitungen immer stärker, „und zwar im Verhältnis der längeren Zeitdauer und der größeren Kraft[1] die man für diese Aufprägung anwendet. Übertrieben langes Schütteln mit Wasser könnte allerdings evtl. sogar gefährlich sein[2]. Als Vorteile der Höherpotenzierung und v.a. der Hochpotenzen sind nach v. Bönninghausen zu nennen:     

·  Die Arzneimittel werden durch fortgesetztes Dynamisieren immer mehr den Gesetzen der Chemie entrückt. In einfachen Papierkapseln aufbewahrte und vor Nässe und starkriechenden Agentien in der Kommode geschützte Pulver haben in mehreren Fällen noch nach 12 Jahren und darüber hinaus ihre ungeschwächte Kraft bewiesen [nach Organon (V) § 288 Anm. mindestens 18 bis 20 Jahre] und den vollsten Erfolg gehabt.  Auch zersetzt sich potenzierter Phosphor nicht zu Phosphorsäure sondern behält nach Jahr und Tag die homöopathische Phosphor-Wirkung.[3]

Der Umfang der Wirkungen der Arznei erweitert sich immer mehr, je höher die Dynamisation getrieben wird. - Man erfährt dies am auffallendsten bei denjenigen Mitteln, welche in ihrem rohen Zustande wenige Zeichen erregen, wie z.B. Calc, Sil, Nat-m, Aur, Arg-met, Alum-met und dergleichen mehr. Wenn diese schon in ihrer 30. Potenz weit mehr tun, als in der ersten oder zweiten Verreibung,...so erweitern sich die Kräfte noch weiter mit jeder ferneren Dynamisation, und die unmittelbare Folge davon ist, dass sie einer immer größeren Zahl von krankhaften Beschwerden als homöopathisches Simile entsprechen, und daher in chronischen Beschwerden die Heilung beschleunigen.[4] [Nicht kursive Hervorhebungen durch den Bearbeiter]  

...weil durch die höhere Potenzierung der Wirkungskreis der Mittel immer mehr erweitert, mithin die Heilung durch eine geringere Zahl Derselben und in kürzerer Zeit erreicht wird, und die zweite oder weitere Gabe [bezieht sich auf hohe C-Potenz] nichts für sie Heilbares mehr vorfindet.[5]

 "...dass die höheren Dynamisationen auch bei unvollständiger Ähnlichkeit oft noch sehr gute Wirkung hervor bringen, wo die niedrigen Verdünnungen derselben Arznei gänzlich versagen... Wir und einige unserer alten Freunde haben schon seit vielen Jahren dasselbe in solchen Fällen erfahren wo ein genau homöopathisch passendes Mittel nicht zu ermitteln war, und dabei gefunden, dass diese wertvolle Eigentümlichkeit der Hochpotenzen am wahrscheinlichsten darin liegt, dass bei jeder höheren Dynamisation neue, bisher gleichsam schlummernde Kräfte aufgeschlossen werden, und so der Wirkungskreis der Arznei tatsächlich immer mehr erweitert wird. Diese allmähliche Symptomenvermehrung durch Potenzierung ist uns bei längerer, genauer Beobachtung so unzweifelbar geworden, dass wir sie als ein neues, früher nicht erkanntes Naturgesetz ansehen, welches ebenso wunderbar, als vorteilhaft für die Praxis ist....Die Zunahme dieser Arzneikräftigkeit im Verhältnis zu den immer höher getriebenen Dynamisationen ist aber so auffallend, dass sie sich jedem aufmerksamen Beobachter von selbst aufdringen muss. Am öftesten und deutlichsten zeigt sie sich in solchen Symptomen, die bisher bei den Prüfungen noch nicht beobachtet waren, aber in Betreff der Körperstelle und der Empfindungen einige Analogie mit schon Bekanntem haben. Hierauf beruht im Wesentlichen die Einrichtung unseres `therapeutischen Taschenbuchs´, dessen vierzehnjähriger Gebrauch das eben Erwähnte vollkommen bestätigt hat. Nur in Beziehung auf die Verschlimmerung und Besserung der Beschwerden nach Zeit, Lage und Umständen bleiben sich die höheren und niederen Potenzen überall gleich, und diese konstante Gleichförmigkeit wird daher jedem Homöopathen zum Anlass dienen, die Eigentümlichkeit dieser Momente mit besonderem Fleiß zu ermitteln und bei der Mittelwahl sorgfältig zu berücksichtigen."[6] [Hervorhebungen durch den Bearbeiter]    
Bei einer Epidemie der Kühe, wo plötzliche Lähmung der Glieder auftrat, halfen Nux-v und Puls beide (Puls C 200 innerhalb 5 Stunden, Nux-v C 200 innerhalb 12 Stunden), da sie hoch potenziert waren: „...so liegt der Schluss mindestens sehr nahe, dass nur vermöge der hohen Dynamisation die Heilkräftigkeit von Beiden einen solchen Umfang erlangt hatte, dass sie Beide homöopathisch passen
 und gleichmäßig, wenn auch nicht in derselben, aber immer noch kurzen Zeit, eine vollständige und dauerhafte Heilung bewirken konnten.[7]

·  Die hier [im Organon, 5. Ausgabe] ausdrücklich hervorgehobene schnellere und eindringlichere Wirkung der höheren und höchsten Dynamisationen hat sich in den 15 Jahren, wo ich solche fast ausschließlich anwende, aufs Entschiedenste bewährt, und ich kann es auf den Grund meiner eigenen vieltausendfältigen Erfahrungen mit der vollsten Überzeugung bestätigen.[8]

Bei akuten Krankheiten tritt die Nachwirkung oder Heilwirkung schneller ein...Ob in chronischen Krankheiten die Wirkung länger dauernd ist, wage ich noch nicht zu behaupten, da hier so Vieles von anderen Umständen abhängt. Ich habe Fälle aufzuweisen, wo eine Gabe über drei Monate fortgewirkt hat, aber nicht bloß von eigentlichen (C 200) Hochpotenzen, sondern auch von den bisherigen (C 30).[9]

In einer statistischen Untersuchung über die homöopathische Behandlung der Pneumonien in den Jahren 1850 bis 1859 wurden die Heilungen genau mit der Höhe des Potenzgrades ansteigend beschleunigt.  Es wurden die Potenzen D 6, D 12 und D 30 verwendet. V. Bönninghausen bedauerte dabei, dass noch keine statistischen Vergleiche von C 30 mit Hochpotenzen gemacht wurden.[10] Die schnellere Heilung durch Hochpotenzen ist auch bei Tierheilungen auffallend zu bemerken.[11] 

▶ Durch die Höherpotenzierung wird zwar „die Stärke der Wirkung gemäßigt, dagegen aber der Kreis der Wirkungsfähigkeit [s.o.] ungemein erweitert“. Allzu große Gaben, besonders von hohen Potenzen, wirken oft nicht heilend (nach Hahnemann deswegen, weil sie dazu führen, dass dabei manche andere Kräfte der Arznei zur Wirkung kommen, welche für den gegebenen Fall die Ähnlichkeit vermindern oder aufheben).[12] Das genau passende homöopathische Mittel schadet anhaltend, auch in niedriger Potenz, wenn es in zu großen Gaben häufig wiederholt gegeben wird, durch Verschlimmerung des Zustandes und Hinzutritt von früher nie dagewesenen Erstwirkungssymptomen des gegebenen Mittels, wohingegen dasselbe Mittel in selteneren Gaben und höherer Potenz (C 30) dauerhaft heilt.[13]   

 Man kann oft noch mit Hochpotenzen (C 200) heilen, was mit niederen „Verdünnungen“ (C 30) derselben Arznei nicht zu heilen war.[14] So heilt in einem Fall Phos C 200 (nach kräftiger Erstverschlimmerung) dauerhaft, was Phos C 30 und viele andere homöopathische Medikamente nicht schafften[15], und in einem anderen Fall heilt Sil C 200 (nach kräftiger Erstverschlimmerung) dauerhaft, was Sil C 30 und viele andere homöopathische Medikamente nicht schafften[16].

Bei TBC Warnhinweis! : „...ist es uns nicht selten gelungen, Schwindsüchtige zu retten, bei denen bereits alle Hoffnung auf Genesung aufgegeben war; aber nur durch Anwendung und ruhiges Auswirkenlassen der kleinsten Gaben von den höchsten Potenzierungen, deren Erstwirkung fast Null, und deren Heilwirkungsumfang von einer Ausdehnung ist, dass sie oft überrascht und alle Erwartung übersteigt. Von niedrigeren Dilutionen haben wir ähnliche Erfolge in solchen verzweifelten Fällen niemals gesehen.[17]

V. Bönninghausen hatte (im Zeitraum vieler Jahre) auch mehrere Fälle, „...wo unsere gewöhnliche 200. Potenz nicht ausreichte und die Heilung nur durch die Jenichen`schen Hochpotenzen[18] erzielt wurde.[19]

Und nach 20 Jahren der Anwendung von C 200 Potenzen, sowohl bei akuter als auch chronischer Behandlung, schrieb er: „Die Erfolge nämlich waren und blieben derartig, dass ich heute niemals mehr zur 30. Potenz herabsteige, und nur äußerst selten zu den Jenichen`schen Höchstpotenzen aufsteige, wo die Not es zu gebieten scheint.[20]     

· Es gibt keine (von v. Bönninghausen anerkannten) Regeln, wonach diese oder jene Potenzhöhe bei dieser oder jener Krankheit oder Behandlungssituation gewählt werden müsste[21] , und v. Bönninghausen gibt fast überall, bei akuter und chronischer Behandlung, den Hochpotenzen den Vorzug. [22]

(Allerdings schrieb C. Dunham im „Philadelphia Journal of Homoeopathy“, Bd. 4, Nr. 8 vom November 1855, S. 456, v. Bönninghausen würde nicht ausschließlich die 200. Potenz oder Hochpotenzen verordnen, weil er der Meinung sei, dass nicht selten auch Fälle auftreten würden, wo das klar indizierte Mittel nur wirken würde, wenn es in einer bestimmten Potenz, ob hoch oder auch sehr niedrig, verordnet würde).

▶ Dieser Vorzug wurde schon bei der homöopathischen Diät erwähnt: „Eine mangelhafte Diät, die namentlich in Städten und bei den höheren Ständen oft die beste Kur verdirbt, schadet immer weniger, je höher die Dynamisation gesteigert ist, und am wenigsten dann, wenn die feine Gabe, in Wasser aufgelöst, und jedesmal aufs Neue geschüttelt, mehrere Tage nacheinander genommen wird.[23]    

·  Die Vermeidung aller und jeder rein materiellen Erstwirkungen, mithin aller gefährlichen Nebensymptome, welche außerhalb des Zeichenkreises der vorhandenen Krankheit liegen. Insbesondere wird man beim Gebrauch der Hochpotenzen bald finden, dass nur allein die spezifischen dynamischen Kräfte, (die sich bei den Prüfungen an Gesunden meistens später, als jene zu erkennen geben), in Tätigkeit geraten, während die grob materiellen (giftigen, zerstörenden) Eigenschaften gar nicht verspürt werden.[24]    

·  Endlich muss es noch als ein erheblicher Vorzug der höheren Dynamisationen angesehen werden, dass sie niemals als trügerische, zum wirklichen Heilen unbrauchbare und stets äußerst nachteilige Palliative angewendet werden können.[25]     

· Nach gutgewählten Hochpotenzen findet eine weit schnellere Erholung in der Rekonvaleszenzphase statt als nach niedrigen Potenzen.[26]   

  Aber soviel steht einmal bei mir unerschütterlich fest, dass es nicht nur möglich ist, auch bei den schwierigsten Krankheiten vermittelst der Hochpotenzen Heilung zu erlangen, sondern dass auch, namentlich bei chronischen Krankheiten, diese Heilungen in der Regel gründlicher und dauerhafter sind, als solche, die mit den niedrigen Verdünnungen bewirkt wurden.[27] [Hervorhebungen durch den Bearbeiter]

·     V. Bönninghausen schreibt, dass sich gerade die, bei Kali-c vom Freiherrn von Gersdorff und bei Nat-m vom Dr. Schreter stammenden, und mit jeweils der C 30 erzeugten Prüfungssymptome bei ihm am meisten bewährt haben:

indem gerade diese beiden Mittel, nach der Ähnlichkeit dieser Symptome gewählt und angewendet, niemals bisher dem Homöopathen die beabsichtigte Wirkung versagt haben, was bei anderen Arzneien, deren Erstwirkungssymptome oft mit Auszügen aus allöopathischen Schriftstellern vermehrt sind, wohl unterweilen der Fall ist.[28]      

·   V. Bönninghausen hielt die Korsakoff Potenzen für gleichwertig mit den Hahnemannschen
Mehrglaspotenzen[29]  

·     Schon von dem Beginn der Anwendung der Hochpotenzen an haben fast alle aufmerksamen Beobachter die Erfahrung gemacht, dass solche in der Regel keine unmittelbare Wiederholung, wohl aber die Teilung der Gabe in einer Auflösung in Wasser, wenn dies bei jedem Einnehmen vorher geschüttelt wird, vertragen.[30] [Hervorhebungen durch den Bearbeiter]

Bei chronischen Krankheiten gab v. Bönninghausen die C 200 (Beispiel Alum-m) 1857 so: „...gab ihr nun davon eine Gabe Alum. met. 200 um solche in 6 Löffel Wasser aufzulösen und davon 3 Tage nacheinander, gut umgeschüttelt, jeden Morgen und jeden Abend 1 Löffel voll zu nehmen.[31]

Dabei wird die Arzneilösung anscheinend ganz aufgebraucht (d.h. der Löffel zum Abmessen des Wassers ist auch der Einnahme-Löffel): „Am 26. Februar übersendete ich der Patientin [eine andere Patientin, als die im vorigen Zitat] eine Gabe Alum. met. 200, um diese in Wasser aufzulösen und in drei Tagen zu verbrauchen...[32]

Die Dezimalskala ist ebenfalls ein nutzloser Rückschritt der neuern Zeit[33] [Hervorhebungen durch den Bearbeiter] 

·   Um die Wirksamkeit der Hochpotenzen in den kleinsten Gaben zu belegen, veröffentlichte v.
    Bönninghausen 1863  37 (nicht nach Erfolg selektierte!) Tierbehandlungen
 mit unglaublicher
    Trefferquote
, als getreuer Auszug aus seinem "Veterinärjournal".
[34]

 

 

[1] KMS 580 581 (1859) entsprechend RAL, 2. Auflage Bd. 5 S. 123 Anm. Durch „nachlässige“, d.h. schwache
      Schüttelschläge entstehen wenig mehr als Verdünnungen, „was sie doch gar nicht sein sollten“ CK, 2. Auflage, 5.
      Teil, Vorwort S. V (Dezember 1838)
[2] KMS 407-409 (1850)
[3] KMS 611 612 (1859)
[4] KMS 611 (1859)
[5] AHP 468 469 (1863)

[6] KMS 679 680 (1860)

[7] KMS 681 (1860)

[8] KMS 603 (1859)

[9] KMS 611 (1859)

[10] AHP 83 Anm. (1863)

[11] KMS 603 604 (1859)

[12] KMS 362 (1844)

[13] KMS 351-354 (1844)

[14] KMS 368 (1845)

[15] KMS 370 (1845)
[16] KMS 371 (1845)
[17] AHP 477 (1863)
[18] C-Potenzen in verschiedener Höhe, in Ausnahmen mindestens bis C 40 000 (Ars)[KMS 677 (1860)], jede Stufe mit
        30 starken Schüttelschlägen eines ungewöhnlich kräftigen Armes potenziert
[19] KMS 666 (1860) vgl. z.B. auch KMS 428 429 (1852)
[20] KMS 778 (1863)
[21] KMS 683 684 (1860)
[22] KMS 404 405 (1850) 488 (1854) 530 (1857) 610 611 (1859) 666 (1860) 683 (1860) 778 (1863)
[23] KMS 612 (1859)

[24] KMS 612 613 (1859)

[25] KMS 613 (1859)

[26] KMS 464 (1854)

[27] KMS 553 (1858)

[28] HOM 210 211 (1833)

[29] KMS 662 685 (1860)

[30] KMS 677 (1860)

[31] KMS 533 534 (1857)

[32] KMS 537 (1857)

[33] KMS 603 Anm. (1859)

[34] KMS 777-784 (1863)



Q-Potenzen

Zu den ihm schon bekannten Q-Potenzen äußerte sich v. Bönninghausen wie folgt:

In der, wahrscheinlich noch im Laufe dieses Jahres [1857] erscheinenden neuen, von Hahnemann selbst verbesserten und vervollständigten Ausgabe des Organons, wird ein neues, vereinfachtes Verfahren zur Potenzierung der Arzneien gelehrt werden, welches erhebliche Vorzüge vor dem älteren hat, und Präparate darstellt, deren Wirksamkeit ich aus eigener Erfahrung nur das größte Lob erteilen kann. Ich kenne dieses Verfahren, darf aber meines gegebenen Ehrenwortes wegen dasselbe zur Zeit noch Niemandem mitteilen.[1]

In der vom Autor zuletzt vorbereiteten Ausgabe des Organons befindet sich eine neue Methode der Dynamisation, durch die man ausschließlich Hochpotenzen herstellen kann, welche meinen eigenen Erfahrungen nach alle anderen Zubereitungen übertreffen. Hoffen wir, dass die ehrenwerte Witwe des großen Mannes uns bald selbst daraus die Lehren schöpfen lassen wird.[2] [Nicht kursive Hervorhebung durch den Bearbeiter]

Und in v. Bönninghausens letztem Aufsatz schreibt er, dass die „neue[n], in der nächsten Ausgabe des Organons zu beschreibende Dynamisationen...im Wesentlichen unsere jetzigen Hoch- und Höchstpotenzen“ darstellen. In zwei ihm von Hahnemann mitgeteilten Heilungsgeschichten seien diese Präparate „in der Gabe von einem einzigen Streukügelchen, teils ebenso in vielem Wasser aufgelöst, teils durch bloßes Riechen daran zur Anwendung gekommen...Merkwürdig ist dabei noch insbesondere, dass die Eigenwirkungen der Mittel, ja selbst die Erstwirkung von einigen in dem Verlaufe der Kur sich deutlich erkennen lassen.[3] [Nicht kursive Hervorhebungen durch den Bearbeiter]

 

 

[1] KMS 531 Anm. (1857)

[2] KMS 579 Anm. (1859)
[3] KMS 797 (1864)



Ø
Die homöopathischen Arzneien werden durch fortgesetztes Dynamisieren immer mehr den
       Gesetzen der Chemie entrückt.

Ø
Der Umfang der Wirkungen der Arznei erweitert sich immer mehr, je höher die Potenzierung
       getrieben wird.

Ø
Durch diesen erweiterten Wirkungskreis entsprechen die Höherpotenzierungen einer immer
       größeren Zahl von krankhaften Beschwerden als homöopathisches Simile, und
       beschleunigen daher in chronischen Beschwerden die Heilung, weil diese durch eine
       geringere Zahl von Mitteln in kürzerer Zeit erreicht wird.


Ø
Die höheren Dynamisationen bringen auch bei unvollständiger Ähnlichkeit oft noch eine sehr
       gute Wirkung hervor, wo die niedrigen Potenzen derselben Arznei gänzlich versagen. Die
       C 200 heilt öfters noch, was mit der C 30 des gleichen Mittels nicht zu heilen war.

Ø
Die Erweiterung des Wirkungsumfanges durch Höherpotenzierung zeigt sich am öftesten und
       deutlichsten in solchen Symptomen, die bisher bei den Prüfungen noch nicht beobachtet
       worden waren, aber bezüglich der Körperstelle und der Empfindung einige Analogie mit
       schon Bekanntem haben. Hierauf beruht im wesentlichen das Konzept des Therapeutischen
       Taschenbuches, das v. Bönninghausen durch vierzehnjährigen Gebrauch vollkommen
       verifiziert hat.

Ø
Nur bezüglich den Modalitäten besteht kein Unterschied zwischen den niederen und höheren
       Potenzen. Die Modalitäten sollten besonders gründlich ermittelt, studiert und bei der
       Mittelwahl sorgfältig berücksichtigt werden.

Ø
Die Hochpotenzen (zumindest C-Potenzen) besitzen eine schnellere und eindringlichere
       Wirkung. Bei akuten Krankheiten tritt die Nachwirkung (Heilwirkung) schneller ein.

Ø
Durch die Hochpotenzen kann manchmal noch, selbst bei den schwierigsten Krankheiten,
       Heilung erlangt werden. Die Heilungen mit Hochpotenzen sind in der Regel gründlicher und
       dauerhafter als die durch niedrige Potenzen bewirkten.

Ø
Allzu große Gaben, besonders von hohen Potenzen, wirken oft nicht heilend (nach
       Hahnemann, weil dadurch manche andere Kräfte der Arznei zur Wirkung kommen, die die
       Ähnlichkeit vermindern oder aufheben).

Ø
Das genau passende Mittel schadet anhaltend, auch in niedriger Potenz, wenn es in zu
       großen Gaben häufig wiederholt wird, durch Verschlimmerung und Hinzutritt von früher nie
       dagewesenen Erstwirkungssymptomen des Mittels.

Ø
Es gibt keine von v. Bönninghausen aufgestellten oder anerkannten Regeln, wonach diese
       oder jene Potenzhöhe bei dieser oder jener Krankheit oder Behandlungssituation gewählt
       werden müsste, und er verwendete (in späteren Jahren) bei akuten und chronischen
       Krankheiten (fast) gleichförmig Hochpotenzen (meist C 200).

Ø
Eine mangelhafte homöopathische Diät schadet bei Hochpotenzen weniger, v.a. wenn diese
       in mehreren, modifizierten, feinen Gaben mehrere Tage nacheinander eingenommen werden
       (oder bei Q-Potenzen).

Ø
Hochpotenzen können nicht als trügerische Palliative angewendet werden.

Ø
Die (C-) Hochpotenzen vertragen in der Regel keine unmittelbare Wiederholung der Gabe,
       wohl aber die Teilung der Gabe durch Auflösung in Wasser und Schütteln vor jeder
       Einnahme.

Ø
Die Dezimalpotenzen sind ein Rückschritt.

Ø
Die Q-Potenzen übertreffen nach v. Bönninghausens (nicht sehr umfangreichen) Erfahrungen
       alle anderen Zubereitungen.

Ø
Bei den Q-Potenzen können die Eigenwirkungen der Mittel, auch Erstwirkungen, im Verlauf
       der Kur (vorübergehend) auftreten.