Antidote – Mittel gegen Arzneisiechtum und Vergiftungen


· Ein „feines homöopathisches Präparat“ ist nur im Stande, den erkrankten Teil des Organismuses zu affizieren, und unvermögend, den gesunden Teil anzugreifen, und auch selbst dies nur dann, wenn es richtig und passend ausgewählt wurde.[1] Für die Kräfte eines gut gewählten homöopathischen Mittels ist der Organismus, auch der robusteste, im kranken Zustand außerordentlich empfindlich.[2]

·  Die allopathischen Mittel müssen in großer Gabe gereicht werden, damit sie antipathisch ihre Wirkung ausüben können. Dabei treten dann auch die andersartigen Eigenwirkungen zu der natürlichen Krankheit hinzu und machen den Unglücklichen noch kränker.[3]

· Bei ständiger Gabe von Allopathika (hier: gegen Obstipation) bildet sich schließlich eine Arzneikrankheit aus, die sich durch nichts von einer natürlichen Krankheit unterscheidet, außer dass sie langwieriger und schwieriger zu heilen ist.[4] Dieses letzte gilt noch erheblich mehr, wenn, bei chronisch gewordener Arzneikrankheit, die angewendeten Allopathika unbekannt sind [5] (oder wenn, so wie heute, synthetische und weder einzeln noch in Kombination auf ihre Erstwirkungen geprüfte Arzneien in massiven Dosen verabreicht werden). Aus diesem Grund gilt (wenn auch in etwas anderer Weise) heute noch: „Vergiftungen und Arzneikrankheiten stehen völlig in einer und derselben Linie...Natürlich ist es von der größten Wichtigkeit, in jedem Fall diese Arzneien oder Gifte zu kennen, um ihnen mit den geeigneten, bekannten Antidoten begegnen zu können. Die einfachen Gifte lassen sich ziemlich leicht und sicher aus ihren Wirkungen erkennen; ...bei den Arzneikrankheiten ist dies weit schwieriger, weil selten oder nie eine Arznei einfach, sondern fast jedesmal mit anderen vermischt gereicht wird und daher in ihren Erscheinungen kein klares und bestimmtes Arzneibild abspiegeln kann.[6] [Hervorhebungen durch den Bearbeiter]

· Die antidotarische Kraft einer Substanz ist nämlich lediglich abhängig von ihrem eigentümlichen Wirkungsvermögen auf den lebenden Organismus, natürlich sobald die allenfallsige chemische oder mechanische Einwirkung beseitigt und nur noch die rein Dynamische vorhanden ist. Aus diesem Grunde gibt es nicht nur keine universellen Antidote gegen alle Gifte, wie es keine universelle Medizin gegen alle Krankheiten gibt oder geben kann, sondern selbst für die verschiedenen Vergiftungszeichen von einer und derselben Arznei sind verschiedene Gegengifte nötig, von denen Jedes wieder seinen besonderen und abgeschlossenen Wirkungskreis hat, über dessen Grenzen hinaus seine Kraft nicht mehr reicht.[7]

Das bedeutet: „Bei allen solchen Zufällen, welche durch übergroße Arzneigaben oder durch sonstige Vergiftungen entstanden sind, helfen nur, so lange überhaupt noch Hilfe möglich ist, diejenigen Arzneimittel, welche das Vermögen besitzen, ähnliche Beschwerden zu erzeugen...[8]

Denn nur allein in der homöopathischen Wirkungsweise liegt ebenso die antidotarische, als die sonstige heilende Kraft der Arzneien.[9] [Hervorhebungen durch den Bearbeiter]

·    § 91, Organon (V) lautet: „Die Zufälle und das Befinden des Kranken während eines etwa vorgängigen Arzneigebrauchs geben nicht das reine Bild der Krankheit; diejenigen Symptome und Beschwerden hingegen, welche er vor dem Gebrauche der Arzneien oder nach ihrer mehrtägigen Zurücksetzung litt, geben den ächten Grundbegriff von der ursprünglichen Gestalt der Krankheit, und vorzüglich diese muss der Arzt sich aufzeichnen. Er kann auch wohl, wenn die Krankheit langwierig ist, den Kranken, wenn er bis jetzt noch Arznei genommen hatte, einige Tage ganz ohne Arznei lassen, oder ihm etwas Unarzneiliches indess geben und bis dahin die genauere Prüfung der Krankheitszeichen verschieben, um die dauerhaften, unvermischten Symptome des alten Übels in ihrer Reinheit aufzufassen und ein untrügliches Bild von der Krankheit entwerfen zu können.

Hierzu kommentiert v. Bönninghausen:

Der vorgängige Gebrauch allopathischer Arzneien gehört ohne Zweifel zu den größten Hindernissen bei der Behandlung solcher Kranken, welche es nun, wie es so häufig geschieht, einmal mit der Homöopathie versuchen wollen, nachdem alles bisher Angewendete vergeblich gewesen. Hier hat man es nämlich nicht allein mit einer veralteten und deshalb tiefer eingewurzelten Krankheit zu tun, deren Bild sich nicht mehr rein in seiner natürlichen Gestalt darstellt, sondern noch gar zu oft Symptome aufweist, welche, dem ursprünglichen Leiden fremd, lediglich in der gebrauchten Arznei ihren Grund haben. Aus dieser Ursache wird der homöopathische Arzt nicht nur oft in den Fall kommen, die hier [im § 91 Organon (V)] angegebene Regel des Abwartens in Ausführung bringen zu müssen, sondern sich auch genötigt sehen, Antidote der früheren Arzneien anzuwenden, um die fremden Beimischungen in den Zeichen zu entfernen, welche das Krankheitsbild trüben.[10] [Hervorhebungen durch den Bearbeiter]

A)  Falls die verwendeten Gifte oder Allopathika bekannt sind, kann, "mit Berücksichtigung der übrigen Symptome" [KMS 754] unter den bekannten Antidoten eine zweckmäßige Wahl getroffen werden.      


Dabei ist zu berücksichtigen: „Nichts ist wohl verführerischer zum Generalisieren und Übersehen charakteristischer Zeichen für den homöopathischen Arzt, als wenn er ein Arznei-Siechtum
 vor sich hat, wogegen Antidote bekannt sind, indem er dann nur zu leicht sich bewogen fühlt, dasjenige von den letztern zu geben, was am besten zu passen scheint, andere homöopathisch besser passende Mittel aber unbeachtet läßt.[11]

B) Falls die angewendeten Mittel oder deren Symptome unbekannt sind, kann man in chronischen Krankheiten die beiden Hauptantidote von schneller Wirkung Camph und Coff, am besten in Hochpotenz in kleinsten und in mehreren Gaben in nicht zu langen Zwischenräumen (alle 2, 4 und 6 Tage) geben und dann nach Ablauf von einigen Tagen das anfänglich aufgezeichnete Krankheitsbild in seinen einzelnen Teilen „umständlichwieder durchgehen.

Bei diesem Verfahren geschieht es nicht selten, dass manche Zeichen eine ganz andere Gestalt annehmen, was nur durch Vergleich mit dem früher Notierten zu erkennen ist.[12] [Hervorhebungen durch den Bearbeiter]

Auch bei akuter Krankheit, bei der allopathisch vorbehandelt wurde, können Camph und Coff in Hochpotenz in kleinsten Gaben vor Behandlungsbeginn gegeben werden. Hier wirken Camph und Coff sehr schnell, so dass kaum Zeitverlust entsteht. Hochpotenzierter Camph wirkt schneller und umfangreicher als Kampferspiritus.[13]

Etwas später, kurz vor seinem Lebensende, macht v. Bönninghausen noch einmal auf Camph, diesmal aber mit Zwischengabe von Op und vermutlich mit dem dreifachen Zweck, sowohl das Krankheitsbild zu klären als aber auch kurativ einzuwirken und die Reaktivität wieder herzustellen, aufmerksam:

Denn nur allein in der homöopathischen Wirkungsweise liegt ebenso die antidotarische, als die sonstige heilende Kraft der Arzneien. Man ist daher auch vollkommen zu dem Schlusse berechtigt, dass dasjenige Mittel, welches die Fähigkeit besitzt, die Wirksamkeit sehr vieler oder der meisten Arzneien antidotarisch zu mässigen oder auszulöschen, auch die vielseitigsten Kräfte besitzt und deshalb unsere Aufmerksamkeit in vorzüglichem Grade auf sich ziehen muss. Indem ich mich veranlasst sehe, bei dieser Gelegenheit dieses zur Erwägung zu bringen und dabei vorzüglich auf den Kampfer hinzudeuten, der erfahrungsmäßig für mehr als zwei Drittel unserer Arzneien als das erste Antidot gilt: so sehe ich mich ebenfalls gedrungen, in Gemäßheit zahlreicher eigener Erfahrungen hinzuzufügen, dass die umfangreiche Kraft dieses Mittels erst dann vollständig ihre große und polychrestische Wirkung erkennen lässt, wenn man sie in höheren und höchsten Dynamisationen anwendet. Von solchen Präparaten, sowohl von meinen gewöhnlichen 200-, als von den JenichenSCHEN 1000-Potenzen des Kampfers habe ich selbst in chronischen, durch viele unpassende und heftige Mittel verhunzten Krankheiten nicht nur überhaupt die besten Resultate, sondern auch noch die Wirkungsdauer einer Gabe, die gewöhnlich auf höchstens 15 Minuten angegeben wird, über 48 Stunden anhalten gesehen, und, nach Zwischengaben von Opium [„Schlafsucht beseitigend und Reaktion aller Art erregend“[14]], mehrere Male mit dem günstigsten Erfolg wiederholen können. Diese Erfahrungen sind um so weniger gering zu schätzen, als wir nur gar zu viele, mit allopathischen Arzneien überschwemmte Patienten zu behandeln bekommen, wobei man solcher Hilfe bedarf.[15] [Nicht kursive Hervorhebungen - im Fettdruck - durch den Bearbeiter]

·      Im übrigen rät v. Bönninghausen für die zuverlässige Behandlung veralteter und allopathisch verhunzter chronischer Krankheiten insbesondere auch allgemein (d.h. bei den sonstigen kurativen homöopathischen Mitteln) zum Gebrauch der Hochpotenzen.[16]

    Auch hochpotenzierte Arzneien können meist, aber nicht immer - warum ist unbekannt - als Antidot der selben stofflichen, oder tief potenzierten, gemissbrauchten Arznei gegeben werden, da sich durch die Potenzierung der Wirkungsumfang erweitert. Die Antidotwirkung ist dabei erfreulicher und umfangreicher als bei den meisten sonstigen Antidoten, da die Hochpotenz den ganzen Umfang der zu antidotierenden Arznei umfasst, die sonstigen Antidote dagegen, wegen ihrer oben zitierten ausschließlichen Wirkungsweise nach dem Ähnlichkeitsgesetz, jeweils nur einen Teilbereich. Tiefpotenzen würden nur verschlimmern, ohne nachfolgende Besserung.[17] Auch eine C 60 von Sulf führte allerdings bei anamnestischem stofflichem Schwefelmissbrauch noch zu heftiger Verschlimmerung.[18]

·   Hochpotenzierter Merc als Zwischenmittel bei Quecksilbervergiftung: Jeder Homöopath kennt den Nutzen, ja die Unentbehrlichkeit einer Zwischengabe hochpotenzierten Schwefels in manchen Fällen, wo ein genau homöopathisch passendes Mittel, namentlich in akuten, aber auch in chronischen Krankheiten, seine Wirkung versagt. Man mag diese Erfahrung zu erklären suchen, wie man will, so viel ist sicher, dass sie oft genug vorkommt und dass der günstige Erfolg oft wahrhaft überraschend ist. Etwas Ähnliches haben mit mir auch wohl einige Andere in der sekundären Syphilis, ja selbst in Mercurialkrankheiten erfahren, wenn nur die neue Quecksilbergabe in einer der höchsten Potenzen und in den feinsten Dosen gereicht wurde, worauf dann die übrigen, den Zeichen entsprechenden, größtenteils antidotarischen Mittel aufs Neue ihre Heilkraft ungehindert zu entfalten pflegen.[19] [Nicht kursive Hervorhebungen durch den Bearbeiter]

·   Allopathisch gegebenes Jod ist sehr schwer zu neutralisieren.[20]Das Schlimmste dabei besteht aber hauptsächlich darin, dass die Wirkung des Jod so ungemein intensiv und hartnäckig ist, und dass es daher so äußerst schwer fällt, Antidote zu finden, welche den angerichteten Schaden wieder gut zu machen vermögen. Wir haben in solchen Fällen, neben Hep und Ars, den meisten Erfolg gesehen von den höchsten Potenzen desselben Mittels, in wiederholten, aber kleinsten Gaben, in Wasser aufgelöst, dargereicht, wobei dann notwendig ist, bei jedem Einnehmen die Auflösungs-Flasche einige Male stark zu schütteln, und so die Dynamisation um Etwas zu erhöhen, weil sonst erfahrungsmäßig der längere Fortgebrauch nicht gut vertragen wird.[21] Außerdem bezeichnet v. Bönninghausen die Alkalien als „mörderisch“.[22]

·   Falls ein stoffliches Gift sich noch im Körper befindet, muss es so schnell wie möglich, entweder durch Ausleerungen fortgeschafft oder chemisch zersetzt werden. „Ist nun aber die giftige Substanz nicht mehr als solche im Körper vorhanden, so bleibt doch fast immer eine dynamische Wirkung derselben zurück... Der Homöopath schlägt daher in den bei Weitem zahlreichsten Fällen den homöopathischen Heilweg ein, und behandelt solche dynamische Giftwirkungen oder Arzneiwirkungen gerade wie jede andere dynamische Krankheit, indem er diejenigen Mittel reicht, welche am entschiedensten die Kraft und die Neigung besitzen, ähnliche Beschwerden im lebenden Organismus zu erregen, und auch überhaupt in Hinsicht ihrer sonstigen, wenn auch hier nicht bemerkbaren Wirkungen die meiste Ähnlichkeit mit den Wirkungen des Giftes oder der Arznei besitzen.[23] [Nicht kursive Hervorhebung durch den Bearbeiter]

Die Vergiftungen aber mit wiederholten, wenn gleich kleineren Dosen arzneilich wirkender Dinge verdienen in noch höherem Grade unsere Aufmerksamkeit, weil sie weit häufiger vorkommen und ihre Spuren sich unglaublich tief in den lebenden Organismus eindrücken. Wer sich dessen erinnert, was wir oben über die Erstwirkung der Arzneien und die Gegenwirkung des Organismus, über die verschiedene Dauer jener Wirkungen und über die Energie der Lebenskraft angeführt haben, dem wird es leicht begreiflich sein, daß Wirkungen arzneilicher oder giftiger Substanzen, wenn sie fortwährend wiederholt werden, die robusteste Gesundheit am Ende untergraben müssen. Hier muß nämlich am Ende, bei den ununterbrochenen Angriffen auf die Lebenskraft, diese erlahmen und unfähig werden, ferner zu reagieren und so derjenige Zustand entstehen, welchen die Homöopathie, zum Unterschied von den Folgen einer einmaligen Vergiftung, Arzneisiechtum nennt...Am ersten tritt dieser Fall ein bei denjenigen giftigen oder arzneilichen Substanzen, deren Erstwirkungsdauer lange währt, und denen dabei die Kraft mangelt, zur schnellen Ausleerung des Übermaßes (durch Fieber, Schweiß, Erbrechen, Durchfall u. dergl.) anzuregen...Dessen ungeachtet besitzt die homöopathische Heillehre Mittel, sehr oft die Lebenskraft bei diesen Anstrengungen zu unterstützen und zur schnelleren Erreichung des Ziels förderlich zu sein. Es versteht sich dabei von selbst, daß zur Tilgung eines solchen, nunmehr chronisch gewordenen Siechtums weder von der mechanischen, noch von der enantiopathischen Methode Hilfe zu erwarten ist, sondern daß hier bloß nach homöopathischen Prinzipien verfahren werden muß, eben so wie es bei allen natürlichen chronischen Krankeiten geschieht...[24] [Nicht kursive Hervorhebungen durch den Bearbeiter]

Später folgt die Beschreibung der im ACS veröffentlichten Behandlung einer akuten und gleichzeitig chronischen Quecksilbervergiftung durch Gross, mit Sulf, Merc (!), Calc, Sil, Sulf.[25]

Auch hier dürfen wir nicht unerwähnt lassen, daß es viele Fälle von Merkurial-Siechtum gibt, welche anderer Mittel zu ihrer Heilung bedürfen, unter denen die kalkerdige Schwefelleber und die Salpetersäure den ersten Rang einnehmen, außer ihnen aber auch noch, je nach den Symptomen, Belladonna, Gold, Stephanskörner, Holzkohle, Teufelsdreck [Stinkasant, Ferula Asa foetida], Wurzelsumach, Sassaparille, China, Arsenik, Bärlappsamen, Sepie u. a., und wenn gar das Psora-Leiden dadurch erwacht und aufgeregt ist, sämtliche übrigen bis jetzt bekannten antipsorischen Heilmittel zur Wahl kommen. Dagegen treten auch, sowohl beim Chinasiechtum und Merkurialsiechtum, als bei anderen Arzneikrankheiten, nicht selten Fälle ein, wo die vorhandenen Symptome so vollständig auf ein Mittel passen, daß man dadurch sämtliche Beschwerden heilen kann. Es verhält sich damit gerade so, wie mit jeder natürlichen Krankheit, welche um so schneller und sicherer geheilt wird, je ähnlicher die Symptome eines Arzneimittels denen der Krankheit sind...[26] [Nicht kursive Hervorhebungen durch den Bearbeiter]

▶  Über die Wirkung von Mineralwässern und Mineralbädern schreibt v. Bönninghausen[27]:

Die enthaltenen Arzneikräfte werden zunächst verschiedene, beim Patienten vorhandene Beschwerden entweder in der Erstwirkung (antipathisch) oder in der Nachwirkung (heilend) hinweg nehmen. Im ersten Jahr ist die Wirkung somit oft ziemlich befriedigend, im zweiten Jahr ist von den geheilten Symptomen wenig oder nichts mehr übrig, und die Arzneikräfte des Mineralwassers äußern sich dann krankmachend und erzeugen Nebenbeschwerden, die lediglich ihrer Kraft zuzuschreiben sind. Im dritten Jahr ist nichts mehr zu Heilendes vorhanden und es treten die krankmachenden Wirkungen noch mehr in den Vordergrund, da der dazu in den beiden Vorjahren empfänglich gemachte und geschwächte Organismus immer weniger der feindlichen Potenz entgegenwirken kann. (Ähnliche, der Gesundheit nachteilige Wirkungen besitzen alle Arzneien, ohne Ausnahme, und am meisten und überall da, wo sie am unrechten Ort oder in allzu starker Gabe angewendet werden).[28]


 

 

[1] HA IX XIII (Juli 1853)

[2] KMS 672 (1860)

[3] AHP 197 (1863)

[4] AHP 30 31 (1863)

[5] AHP 81 Anm. (1863)

[6] KMS 632 633 (1860)

[7] AHP 271 (1863)

[8] AHP 272 (1863)

[9] KMS 800 (1864)

[10] KMS 753 754 (1863)

[11] KMS 270 (1840)

[12] KMS 754 755 (1863)

[13] KMS 755 756 (1863)

[14] AHP 278 (1863)

[15] KMS 800 801 (1864)

[16] KMS 375 (1845)

[17] AHP 416 Anm. (1863)

[18] KMS 141 (1838)

[19] KMS 715 (1861)

[20] KMS 575 KMSS 55 (1859)

[21] AHP 415 416 (1863)

[22] KMS 575 KMSS 55 (1859)

[23] HOM 234 (1833)

[24] HOM 239 240 (1833)

[25] HOM 244-249 (1833)

[26] HOM 249 250 (1833)

[27] vgl. z.B auch CK 2. Auflage, 1. Teil, S. 128-129 (Anfang 1834)
[28] AHP 131 132 (1863)


Ø Nach v. Bönninghausen ist es durchaus unmöglich, dass ein Kranker sich nach der
      allopathischen und der homöopathischen Methode zugleich behandeln lässt.
      
Dazu den Warnhinweis am Anfang des Kapitels „Diät und Störungen der homöopathischen Kur“ beachten !

Ø Da jede, auf den Organismus einwirkende, die Lebenskraft affizierende Potenz eine
       vorgängige andere entweder vollständig vernichtet oder wenigstens stört und verändert,
       muss in allen Fällen, wo eine volle und ungestörte Einwirkung irgendeiner Arznei auf den
       Organismus beabsichtigt wird, die Einwirkung einer jeden anderen Arznei oder alles sonst
       Arzneikräftigen oder von die Lebenskraft verändernden Umständen vermieden werden.

Ø Außer inneren und äußeren Arzneien stören besonders Kaffee und Kaffee-Ersatz-Getränke,
       „starker“ [arzneikräftiger] Tee, namentlich Aufgüsse von Flieder, Kamille, Baldrian, Melisse,
       Pfefferminze, Anis, Fenchel, Ehrenpreis, Schafgarbe, Isländisch Moos, Hustentees,
       Ziegenmilch, außerdem alkoholische Getränke, Gewürze, starke Gerüche und Kampfer.

Ø Bei Hautkrankheiten stören besonders Schweinefleisch, Entenfleisch und Gänsefleisch.

Ø Zur Zahnreinigung eignet sich reines Wasser und nicht allzu fein gepulverte Holzkohle oder
       Brotkohle.

Ø Bei fortgeschrittener Trunksucht wird es zur Unmöglichkeit, den Zustand der Nüchternheit zu
       ertragen und gleichzeitig ist die Willenskraft zu geschwächt, um anfängliche Opfer zu bringen
       und um aus dem Teufelskreis heraus zu kommen. 
       V. Bönninghausens Behandlung der Trunksucht basiert anfänglich auf der Gabe von Tinkt.
       Opii (v.a. zur Heilung der körperlichen Säuferkrankheit, begrenzt auch zum Erzeugen von
       Widerwillen gegen Alkohol) und im weiteren Verlauf auf der Verordnung von Milch als
       Hauptnahrungsmittel, je öfter am Tag, umso besser (zum Erzeugen von Widerwillen gegen
       Alkohol). Falls die Tinkt. Opii den anfänglichen Widerwillen gegen Milch nicht schon getilgt
       hat, kann zu diesem Zweck Ign (v.a. wo bei Nüchternheit Gram, Kummer und Selbstvorwürfe
       kommen) verordnet werden.

Ø Zu v. Bönninghausens Behandlung des Bierrausches, Branntweinrausches, Weinrausches
       und des Vollrausches (Notfallmaßnahmen und Notarzt!) siehe den eigentlichen Text!

Ø Bei ungewöhnlich gesteigerter Empfänglichkeit für die Lebenskraft verstimmende Einflüsse
       muss die Diät strenger sein. Eine mangelhafte Diät schadet um so weniger, je höher die
       Potenzierung der Medikamente ist, und bei Verabreichung dieser in wiederholten Gaben.

Ø Dem Hunger oder Appetitmangel und Durst oder Durstlosigkeit des Patienten sollte in der
       Regel entsprochen werden.

Ø In der Regel ist nur der erkrankte Teil des Organismus für homöopathische Arzneien
       empfänglich.

Ø Bei, in stofflicher (d.h. großer) Gabe gereichten, antipathisch wirkenden Allopathika treten
       auch die andersartigen (d.h. nicht nur die antipathischen) Eigenwirkungen zur natürlichen
       Krankheit hinzu. Bei ständiger Gabe von Allopathika kann sich schließlich eine
       Arzneikrankheit ausbilden, die sich durch nichts von einer natürlichen Krankheit
       unterscheidet, außer dass sie langwieriger und schwieriger zu heilen ist (und dies natürlich
       auch nur nach Absetzen des oder der Allopathika [Kein eigenmächtiges Absetzen von
       Medikamenten!
]).

Ø Gifte (z.B. Schwermetalle) müssen, so gut es geht, vor der dynamischen Antidotierung
       - stofflich - aus dem Organismus ausgeschleust werden [ggf. auch zyklisch mit
       zwischengeschalteten Behandlungsphasen der natürlichen Krankheit, je nachdem, ob die
       Kunstkrankheit (Vergiftung) oder die natürliche Krankheit momentan aktiver ist, und somit
       „oben“ liegt].

Ø Sobald die chemische oder mechanische Einwirkung einer Arznei oder eines Giftes beseitigt
       ist, und nur noch die dynamische vorhanden ist, ist die dazu antidotarische Kraft einer
       Substanz lediglich abhängig von ihrem eigentümlichen Wirkungsvermögen auf den
       Organismus, d.h. von ihrer homöopathischen Wirkungsweise.

Ø Deshalb können gegen die dynamischen Wirkungen einer einzigen Arznei oder eines
       einzigen Giftes mehrere homöopathische Antidote nacheinander oder gegen jeweils
       verschiedene dynamische Wirkungen der Arznei oder des Giftes verschiedene
       homöopathische Antidote nötig sein.

Ø Ein homöopathisches Antidot sollte den zu antidotierenden Symptomen, aber auch den
       sonstigen, hier nicht bemerkbaren Wirkungen der zu antidotierenden Substanz möglichst
       ähnlich sein.

Ø Der anhaltende vorgängige Gebrauch allopathischer Arzneien (oder eine chronische
       Vergiftung) gehört zu den größten Hindernissen bei einer darauf folgenden homöopathischen
       Behandlung. Um die, zur ursprünglichen natürlichen Krankheit fremden (dynamischen)
       Beimischungen in den Zeichen zu entfernen, könnten unter den, gegen die jeweiligen
       Allopathika bekannten Antidoten individuell passende ausgewählt werden (was aber bei den
       heutigen synthetischen Allopathika wohl nur selten möglich sein wird).

       Allerdings können meist, aber nicht immer, hochpotenzierte Arzneien als Antidot der selben
       stofflichen (oder tief potenzierten) gemissbrauchten Arznei gegeben werden, da sich durch
       die Potenzierung der Wirkungsumfang erweitert [und damit die Hochpotenz
       und Ausgangsstoff nicht mehr idem, sondern nur noch zueinander sehr ähnlich sind]. Die
       Antidotwirkung ist dabei umfangreicher als bei den meisten sonstigen Antidoten, da die
       Hochpotenz den ganzen Umfang der zu antidotierenden Arznei umfasst.

Ø Falls die angewendeten vorgängigen Allopathika oder deren Symptome unbekannt sind, kann
       man zur Entfernung der fremden (dynamischen) Beimischungen in den Zeichen der
       natürlichen Krankheit die beiden Hauptantidote von schneller Wirkung, Camph und Coff, am
       besten in Hochpotenz, vor einer zweiten, gründlichen Anamneseerhebung geben. Bei
       chronischen Krankheiten in mehreren Gaben, in nicht zu langen Zwischenräumen (alle 2, 4
       und 6 Tage), um dann, nach Ablauf von einigen Tagen, das anfänglich aufgezeichnete
       Krankheitsbild umständlich wieder durchzugehen. Nicht selten werden bei diesem Verfahren
       manche Zeichen bei der zweiten Anamnese
 eine ganz andere Gestalt annehmen.

Ø Bei akuten Krankheiten können ebenso Camph und Coff, in Hochpotenz, in kleinsten Gaben,
       vor Behandlungsbeginn und zweiter Anamneseerhebung gegeben werden. Hier wirken
       Camph und Coff sehr schnell, so dass kaum Zeitverlust entsteht.

Ø Ebenfalls vor Behandlungsbeginn können, nach von Bönninghausen, zum Wiederherstellen
       der natürlichen Symptomatik und Erhöhung der Reaktivität bei zuvor mit allopathischen
       Arzneien überschwemmten Patienten in chronischen Krankheiten mehrere Male
       Hochpotenzen (C 200, C 1000) von Camph, nach Zwischengaben von Op, gegeben werden.

Ø Die Vergiftungen mit fortwährend wiederholten, auch kleineren Dosen arzneilich wirkender
       Dinge [oder von Giften, z.B. auch Schwermetallen z.B. freigesetzt aus Zahn-Amalgam]
       graben sich unglaublich tief in den Organismus ein.

Ø Allopathisch [d.h. in stofflichen Dosen] gegebenes Jod ist sehr schwer zu neutralisieren.
       Neben Hep und Ars kann auch hochpotenziertes Jod in wiederholten, aber jeweils
       abgeänderten Gaben, als dynamisches Antidot gegeben werden.

Ø Hochpotenziertes Merc („in feinsten Dosen“) kann bei Quecksilbervergiftung als
       Zwischenmittel zur Auffrischung der Wirksamkeit der nach der homöopathischen Ähnlichkeit
       eingesetzten, sonstigen Quecksilberantidote gegeben werden.